Mentale Autopoiese

Ein lebender Organismus betreibt kontinuierlich einen Prozess der biologischen Selbsterhaltung - die Autopoiese.  

Wir rekonstruieren uns unwillkürlich selbst ohne dabei unsere individuellen Eigenschaften zu verlieren.

Die Autopoiese ist ein Vorgang, welcher in einigen Wissenschaften als grundlegende Analogie für Thesen zu finden ist - obwohl ihre Eigenschaften sehr konkret definiert sind. 

So wendet auch Niklas Luhmann diesen Vorgang in seiner Systemtheorie an. Daraus geht hervor, dass Sinn autopoietische Eigenschaften hat. 

Sprich Sinn produziert Sinn, folge dessen ist das menschliche Verarbeiten von Informationen eine Eigenproduktion von Sinn.

Dies ist ein scheinbar selbstverständlicher Prozess des Alltags, meiner Erfahrung jedoch ist diese Aussage nicht allgemein gültig.

Besonders bei komplexen emotionalen Thematiken, womöglich in Kombination mit psychischen Erkrankungen, offenbart sich seltener ein Sinn, es scheint gar aussichtslos nach Jenem zu suchen. 

Mit der Malerei habe ich gelernt, dass es möglich ist, gezielt eine Form der mentalen Autopoiese zu betreiben.

Zwar bin ich keine Leinwand, und die Acrylfarbe ist kein Teil meiner selbst, metaphysisch betrachtet jedoch fungieren diese externen Komponenten hier als Diplomat, Übersetzer und Sinnbild für die abstrakte Natur des Geistes.

Der Prozess des Malens und das Werk als sein Resultat enthalten somit einen Sinn, eine Antwort, die Ursache der Notwendigkeit seiner selbst.

Die Werke dieser Serie handeln von emotionalen Schwierigkeiten, entstehen aus einem Zustand der erschöpften Verzweiflung, symbolisieren den mentalen Widerstand und enden als Zeugnis des geistigen Triumphs.