Lat: Arrasor nervaceus imaginationum {m} - Neuroparasit der Phantasie 

Dieses Werk ist aus einer skurrilen Situation entstanden. Mein Tag war lang und ereignisreich, ich war müde und mir sicher, dass ich binnen kürzester Zeit schlafen würde. Sieben Stunden später erinnerte ich mich an diese Müdigkeit, wenige Augenblicke vor der Vollendung dieses Bildes. 

Wie kam es dazu? Die Malerei ist anstrengend, wieso lässt sie mich meine Müdigkeit derart ausblenden? Ist der Prozess autokatalytisch, oder gibt es andere Konzepte die dies erklären könnten?

Nüchtern betrachtet könnte man meinen, dass Kreativität von meinem Geist Besitz ergriffen hat. 

Eine hyperbolische Ansicht wäre, dass sie gar Eigenschaften eines Neuroparasiten hat. Sie beeinflusst neurologische Prozesse und dadurch mein Verhalten, Gefühle des Glücks gehen einher mit dem kreativen Prozess. Betrachte ich mich als Wirt, ist es nur logisch dass Dopamin mich belohnt sofern ich meine Rolle entsprechend spiele. 

Schätze ich die Malerei wirklich so sehr, sodass man von einer Art Co-Abhängigkeit sprechen kann? Oder ist auch das nur eine Illusion, verursacht durch neuroinflammatorische Prozesse, provoziert von dem Parasiten um meinen Geist zu seinem Vorteil zu formen?

Die Intention dieser parasitären Lebensformen ist die Verbreitung und Erhaltung der Gattung, ein Kunstwerk erfüllt genau diesen Zweck. Der Parasit schadet mir nicht, solange ich seine exekutive Gewalt darstelle. Vernachlässige ich diese Pflichten, geht es mir nicht gut. 

Diese Parabel scheint weit hergeholt, man könnte genauso gut sagen das die Kreativität ein Teil meiner Persönlichkeit ist. Jedoch haben Neuroparasiten die Fähigkeit der molekularen Mimikry. Mit anderen Worten: Sie passen ihre Erscheinung dem Wirt an, was es enorm erschwert diese als Parasiten zu identifizieren. 

Letztlich stellt sich die Frage ob ich in einem symbiotischen Verhältnis mit meinen Facetten lebe, oder ob die Illusion perfekt ist.