Moritz JH
Als Mensch ist einem die Einzigartigkeit als individuelle Existenz angeboren, diese verstärkt sich kontinuierlich, sofern man im Leben nach Authentizität strebt. Sowohl als Mensch, als auch als Künstler lege ich großen Wert auf diese Attribute. Aus der menschlichen Perspektive sehe ich grenzenloses Potential, die Anzahl an möglichen ausschlaggebenden Faktoren ist unbegrenzt und diese multiplizieren sich konsequent.
Die Einzigartigkeit des künstlerischen Ausdrucks hingegen ist limitiert. Eine unvergleichliche Komposition zu kreieren liegt zwar durchaus im Rahmen des möglichen, ich würde es gar als einfach bezeichnen, aber ihre Komponenten sind in der Regel zuvor gewesen.
Das Beispiel welches hier auf der Hand liegt, sind die Pigmente welche millionenfach über lange Zeiträume genutzt werden. Formen, Texturen oder gar Motive sind an gewisse Regeln gebunden, welche ihre Einzigartigkeit zunichte macht.
Ein Aspekt, welcher sich unterschwellig bemerkbar macht, ist jener der Nachahmung. Die meisten Künstler würden an dieser Stelle abwehrend behaupten, ihre Werke wären frei von jeglicher Form der Kopie. Realistisch betrachtet ist dies aber ein Aspekt, welcher zumindest unterbewusst eine Rolle spielt.
Picasso war hier hingegen sehr direkt und sagte einst: „Ein Künstler kopiert, ein guter Künstler klaut“. Wer weniger blatant einher kommen möchte, würde vielleicht auf Aristoteles verweisen, welcher früh erkannte, dass die Fähigkeit der Nachahmung ein Kernaspekt in der menschlichen Entwicklung darstellt - Eigensinnigkeit ist aus evolutionstheoretischer Hinsicht bei uns Herdentieren nicht von Vorteil.
Welche Perspektive braucht es also um einzigartiger Kunst ihren besonderen Wert zu verleihen?
Hier könnte man die Mimetische Theorie von René Girard hinzuziehen. Diese beschreibt unter anderem, dass selbstbestimmtes Verhalten essentiell für das Überleben einer Gesellschaft ist.
Sieht man in der Kunst einen gesellschaftlichen Wert, wird dieser durchaus durch einzigartige Kunst vermittelt.
Ziel dieser Kreation war es nicht, wie sonst für mich üblich, etwas aus freiem Geiste zu erschaffen. Die Intention war klar definiert: Mit bekannten Medien ein Bild zu erschaffen, welches mit Garantie noch nicht existiert.
Im Laufe des Prozesses habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, ob diese Intention nicht dem Zweck seine Authentizität vernichtet. Das Streben nach künstlicher Einzigartigkeit ist keine Seltenheit, weshalb in jener Hinsicht ein Paradoxon entsteht.
Abschließend bin ich zu der Einsicht gekommen, dass authentisches immer einzigartig sein muss. Sofern die Kausalitäten ausreichend komplex sind, spielt es hier keine Rolle ob das Endergebnis tatsächlich beispiellos ist.
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